Eine Schützenuniform war teuer. Sie war so teuer, daß Herzog Ernst von Coburg an der Spitze des Deutschen Schützenbundes sich veranlaßt saß, eine billigere Uniform einzuführen. Sie bestand aus einer grünen Jacke mit grünem Besatz sowie einem grünen Hut.
Die zum Schützenfest 1869 gebildete zweite Kompanie des Winsener Schützenkorps trat in den neuen, billigeren Uniform an, das übrigens mit eigener Fahne. Die Stadt rückte die Fahne von 1705 heraus
und übereignete sie der zweiten Kompanie.
Die alte Fahne war 60 Zentimeter breit und 200 Zentimeter hoch. Die hellblaue Farbe des Tuches konnte man 1869 noch erkennen, desgleichen die goldenen Verzierungen auf Tüll. Zu der Fahne gehörte
eine drei Meter lange Lanze. Alle anderen Schützenfahnen werden an Stangen getragen.
Die Fahne von 1705 wurde in den folgenden Jahren bei jedem Schützenmarsch mitgeführt. Als das Schützenkorps 1905, wiederum durch die Frauen und Jungfrauen, eine neue Fahne bekam, da war die 200
Jahre alte Fahne von 1705 zerfetzt; kaum noch ein Viertel des Stoffes hing an der Lanze. Die Relikte verlassen längst nicht mehr das Schützenhaus.
Das Schützenfest des Jahres 1869 ist noch aus einem anderen Grunde in die Winsener Schützenannalen eingegangen. Der Gastwirt August Cohrs aus der Rathausstraße verhielt sich überhaupt
nicht so, wie sich ein Winsener Schützenkönig verhalten sollte.
Um das Königsjahr standesgemäß ausrichten zu können, bekam ein König dazumal vom Korps einen Zuschuß von 300 Mark. König Cohrs gab dem Jungen, der auf dem Schießgelände half, 50 Pfennig, steckte die 300 Mark in die Tasche und ward nicht mehr gesehen. Ein nie wieder vorgekommenes Beispiel von Sparsamkeit oder Geiz.