1928 konnten die Schützen durch das wiedererstandene Lüneburger Tor marschieren.
Mit gedämpften Tönen begann Anno 1928 das Winsener Schützenfest. Denn der König 1927, der Maurermeister und Ratsherr Emil Klie, war während seines Königsjahres verstorben. Am Donnerstag abend wie auch am Freitag morgen hatte das Schützenkorps keinen König.
Hornsignale riefen die Schützen Donnerstag gegen 20 Uhr in der Markstraße zusammen. Dort wurde nach einem Ummarsch durch die Stadt der Große Zapfenstreich intoniert. Dafür hatte Winsen seine
Vereinskapelle. Neben ihr musizierten die Spielleute des MTV Winsen.
Am Freitag morgen hatten die Winsener etwas zu gucken. Im Kraftfahrzeug von Ehrenkommandeur Julius Schröder fuhr Hugo Haase, "unser weltbekannter Landsmann", wie die "Winsener Nachrichten" ihn
bereitwillig titulierten, mit zum Schützenplatz hinaus. Später an der Königstafel sollte der aus Winsen stammende Karussellkönig, inzwischen in Hannover ansässig, sogar das Wort ergreifen.
Zuvor war das Königschießen zu bestehen. Den besten Schuß des Tages gab Apotheker Dr. Dr. Theodor Meinecke ab. "Altes, edles Schützenblut" rolle in den Adern des neuen Schützenkönigs, hob
Bürgermeister Dr. Kurt Bauer an der Königstafel hervor; denn des Königs Großvater sei dereinst Kommandeur gewesen und habe sich um den Bau des ersten Schützenhauses von 1874 verdient gemacht.
König Meinecke entgegnete, der Schützenhut und der Schützendegen seines Großvaters würden in der Familie als Andenken ehrenvoll aufbewahrt.
Nach dem Schützenkönig kam der Karussellkönig zu Wort: Er freue sich, nach etwa 50 Jahren einmal wieder am Winsener Schützenfest teilnehmen zu können. Hugo Haase erinnerte sich an die ersten
Jahrzehnte des Winsener Schützenkorps - 1928 beging man das 80jährige Bestehen - . Verglichen mit den alten Zeiten, habe man jetzt im neuen Schützenhaus herrliche Festräume.
Und schon kam der Großunternehmer der Schaustellerbranche, dessen Karussells und Achterbahnen auf allen wichtigen Rummelplätzen Deutschlands und Mitteleuropas zu finden waren, auf seinen
Landsmann Johann Peter Eckermann zu sprechen. Wenn er nach seinem Geburtsort gefragt werde und dann "Winsen an der Luhe" antwortete, heiße es immer sofort, daß ja dorther der Goethe-Freund
Eckermann komme. Umso trauriger sei es, meinte der Karussellkönig, daß Winsen weder ein Eckermann-Denkmal noch einen Eckermann-Brunnen habe. An die Stelle des alten Rathauses, das gerade 1928
abgerissen wurde, sollte man ein Denkmal oder einen Brunnen setzen.
Die Winsener hatten zwar nichts vorzuweisen, was an Eckermann erinnerte, dafür aber etwas, was an die Zeiten erinnerte, da das Städtchen hinter Wällen und Toren gelegen hatte. Am Anfang der
Bahnhofstraße auf der Höhe des Verlagshauses der "Winsener Nachrichten" und des Geschäfts Uhren-Heuer hatte man ein Stadttor errichtet. Eigentlich zu einem großen in Winsen begangenen
Kriegerfest. Aber die Krieger hatten sich bereiterklärt, das Tor bis zum Schützenfest stehen zu lassen, so daß die Schützen auf allen ihren Märschen in der Stadt durch das Tor marschieren
konnten.