Unübersehbarer Kurswechsel im Schützenkorps Winsen. 1970 begann Kommandeur Karl Hermann Grimm, der gerade eben erst 1969 an die Stelle von Kommandeur Wilhelm Massa getreten war, vom alten
Schützenhaus wegzumarschieren.
Nachdem sich die Kommission eine klare Meinung gebildet hatte, ging Kommandeur Grimm an die Öffentlichkeit. Am 12. Februar 1970 veröffentlichte der "Winsener Anzeiger" den Inhalt eines Gesprächs
mit dem Kommandeur.
Wollte das Schützenkorps das Schützenhaus reparieren, so waren Renovierungskosten in Höhe von 245 000 DM nötig. Die größten Posten in dieser Summe bildeten 75 000 DM für die Neueindeckung des
Daches, 58 000 DM für die Renovierung des großen Saales und 31 000 DM für die Streichung der Fassaden einschließlich Türen und Fenster. In den letzten Jahren, so Grimm, waren aus der Vereinskasse
100 000 DM in das marode Schützenhaus hineingesteckt worden.
Zu den hohen Unterhaltskosten stand eine tatsächliche Nutzung durch das Korps in einem krassen Mißverhältnis. Richtig gebraucht wurde das Schützenhaus nur während der wenigen Tage des
Schützenfestes.
Auf der anderen Seite, so hatten die Kommissionsmitglieder ermittelt, konnte man für 270 000 DM ein nagelneues Schießsportzentrum bekommen. Darinnen 13 Kleinkaliberstände, natürlich einen
Versammlungsraum und einen nichtöffentlichen Ausschankraum, Toiletten und eine Hausmeisterwohnung.
Wirkungsvoll hieß es kurz darauf in "Marsch und Heide", der heimatgeschichtlichen Sonnabend-Seite des "Winsener Anzeigers": "Winsens Schützenpalast ist unrentabel". Das war eine Anspielung auf
die Königstafel 1913. Damals hatte Amtsrichter Dr. Bleckwenn für den Neubau den Begriff "Schützenpalast" geprägt. Der Beitrag in "Marsch und Heide" erzählte von der Freude über das stattliche
Schützenhaus Anno 1913 und stellte ihr die Not mit dem verwahrlosten Bau des Jahres 1970 gegenüber. Da die Kommission die Auffassung vertrat, daß man im Schützenkorps nicht einen
Geselligkeitsverein sehen durfte, sondern im Gegenteil einen Schießsportverein sehen müsse, war die Entscheidung tatsächlich vorweggenommen. Abschied vom Schützenhaus. Neuorientierung auf ein
Schießsportzentrum!
Unwiderruflich fiel die Entscheidung au der Jahreshauptversammlung am Freitag, dem 20. Februar 1970. In geheimer Abstimmung billigten 69 Schützen das Konzept der Kommission. Die Zahl der
Nein-Stimmen betrug elf, die der ungültigen Stimmen fünf. Die Beteiligung an der Jahreshauptversammlung hielt sich trotz der brisanten Thematik in Grenzen. Die Mitgliederzahl des Schützenkorps
betrug damals 359 (323 Schützen, 26 Damen und 10 Jugendliche).
Nur die Reparaturen, auf die der Schützenwirt Anspruch hatte, sollten noch ausgeführt werden, und das bis 1975, denn bis in dieses Jahr lief der Pachtvertrag mit Gastwirt Ernst Röhlsberger.
Wenn der Vertrag mit dem Wirt auslief, sollte das neue Schießsportzentrum schon stehen.